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Wuss­ten Sie, dass eine erfolg­rei­che HIV-The­ra­pie nach­weis­lich die Über­tra­gung von HIV verhindert?

Nein?
Damit sind Sie nicht allei­ne: Das The­ma HIV wirft nach wie vor Fra­gen, Zwei­fel und Ängs­te auf. Der fol­gen­de Bei­trag soll bei der Klä­rung die­ser Unsi­cher­hei­ten unterstützen.

Das Huma­ne Immun­de­fi­zi­enz Virus (HIV) greift die Immun­zel­len des mensch­li­chen Kör­pers an. Das Immun­sys­tem wird durch das Virus geschwächt. Eine HIV-Infek­ti­on bezeich­net das Vor­han­den­sein des Virus im Kör­per. Von einer AIDS-Erkran­kung wird erst dann gespro­chen, wenn durch das geschwäch­te Immun­sys­tem min­des­tens eine Fol­ge­er­kran­kung auf­ge­tre­ten ist. Eine erfolg­rei­che The­ra­pie ver­rin­gert die Virus­last im Kör­per und ver­hin­dert das Auf­tre­ten von AIDS. Ist die Virus­last dank The­ra­pie unter der Nach­weis­gren­ze, kann HIV auch nicht mehr über­tra­gen wer­den. (Gölz 2014, S. 5ff)
Um sich mit dem HI-Virus zu infi­zie­ren braucht es zwei Komponenten:

  1. Eine infek­tiö­se Flüs­sig­keit – wie Blut, Sper­ma, Vagi­nal­se­kret, Gehirn-/Rü­cken­marks­flüs­sig­keit oder Mut­ter­milch – muss über
  2. direk­ten Blut-zu-Blut-Kon­takt oder eine Schleim­haut – wie Anal- oder Vagi­nal­schleim­haut, Eichel, Innen­sei­te der Vor­haut, Mund, Nase oder Auge – in einen Kör­per eindringen.

Ist nur eine die­ser Vor­aus­set­zun­gen gege­ben, ist eine Infek­ti­on aus­zu­schlie­ßen. Eine Über­tra­gung im All­tag ist somit nicht mög­lich. So zählt HIV zu den sexu­ell über­trag­ba­ren Krank­hei­ten, da der Haupt­über­tra­gungs­weg unge­schütz­ter Geschlechts­ver­kehr ist. (Gölz 2014, S. 2ff)
Das The­ma Sexua­li­tät ist gera­de für Jugend­li­che span­nend, ein Bewusst­sein für Infek­ti­ons­ri­si­ken oft aber (noch) nicht aus­rei­chend vor­han­den. Um sexu­el­le Selbst­be­stim­mung zu för­dern, ist es daher unab­ding­bar, mit Jugend­li­chen poten­ti­el­le Gefah­ren und Schutz­mög­lich­kei­ten offen zu the­ma­ti­sie­ren. Dafür eig­nen sich beson­ders inter­ak­ti­ve Metho­den, die zum einem das vor­han­de­ne (Halb-)Wissen auf­grei­fen und zum ande­ren aktiv in die Erar­bei­tung neu­er Inhal­te ein­bin­den. Ein ver­trau­li­ches Gesprächs­kli­ma und eine offe­ne Hal­tung sind wich­tig, um auch per­sön­li­che Fra­gen zuzu­las­sen. Soll­ten die­se Grund­be­din­gun­gen nicht gege­ben sein, ist es meist sinn­voll, die The­ma­ti­sie­rung von Sexua­li­tät und damit ver­bun­de­nen Risi­ken aus­zu­la­gern. Sexu­al­päd­ago­gi­sche Work­shop-Ange­bo­te – wie die der Aids Hil­fe Wien – schaf­fen einen ver­trau­li­chen Rah­men, der zum Fra­gen-Stel­len anregt. Die Abwe­sen­heit von Lehr­per­so­nal und der Ein­satz gen­der­sen­si­bler, inter­ak­ti­ver Metho­den bau­en zusätz­lich Hem­mun­gen ab und för­dern so die Inter­ak­ti­on. (Timmermanns/Tuider 2008, S. 15ff)

(Kei­ne) Angst vor HIV?
Dank der medi­zi­ni­schen Erfol­ge der letz­ten Jahr­zehn­te ist HIV zu einer chro­ni­schen, doch gut behan­del­ba­ren Erkran­kung gewor­den. Auch wenn es kei­ne Hei­lung gibt, ermög­licht eine erfolg­rei­che The­ra­pie eine fast durch­schnitt­li­che Lebens­war­tung bei guter Lebens­qua­li­tät – und ver­hin­dert zuver­läs­sig die Über­tra­gung des Virus (Gölz 2014, S. 2ff). Den­noch sind Men­schen mit HIV oft­mals von Stig­ma­ti­sie­rung und Dis­kri­mi­nie­rung betrof­fen. Häu­fig auch, weil HIV nach wie vor mit Lebens- und Ver­hal­tens­wei­sen ver­knüpft wird, die von einer kon­stru­ier­ten Norm abwei­chen. Um gesamt­ge­sell­schaft­lich die Inklu­si­on mar­gi­na­li­sier­ter Grup­pen zu för­dern, ist es daher unab­ding­bar, vor allem mit Jugend­li­chen das The­ma Aus­gren­zung offen anzu­spre­chen. Die Aids Hil­fe Wien setzt bei ihrem Work­shop-Ange­bot zu Stig­ma­ti­sie­rung und Dis­kri­mi­nie­rung auf Metho­den, die Ein­füh­lungs­ver­mö­gen und Empa­thie för­dern. Denn vie­le Schüler*innen waren auf­grund unter­schied­li­cher Merk­ma­le wie Geschlecht, sexu­el­ler Ori­en­tie­rung oder eth­ni­scher Zuge­hö­rig­keit bereits selbst von Aus­gren­zung betrof­fen. Es ist umso wich­ti­ger, hier Par­al­le­len auf­zu­zei­gen und so zu einem ver­ständ­nis­vol­len Mit­ein­an­der bei­zu­tra­gen. (Timmermanns/Tuider 2008, S. 15ff)
Die Anzahl neu­er HIV-Dia­gno­sen sta­gniert in den letz­ten Jah­ren, HIV bleibt also wei­ter­hin ein wich­ti­ges The­ma – vor allem für Jugend­li­che. Die Sen­si­bi­li­sie­rung für das The­ma der sexu­el­len Gesund­heit för­dert das eige­ne Risi­ko­be­wusst­sein und trägt zur Ent­stig­ma­ti­sie­rung von und zum angst­frei­en Umgang mit Men­schen mit HIV bei. So kann Aus­gren­zung ent­ge­gen­ge­wirkt und gesell­schaft­li­che Inklu­si­on – vor allem für mar­gi­na­li­sier­te Grup­pen – ver­wirk­licht wer­den. (Aids Hil­fe Wien 2018)



AUTORIN
ist seit 2017 für die Aids Hil­fe Wien tätig und unter ande­rem für die inhalt­li­che Koor­di­na­ti­on des sexu­al­päd­ago­gi­schen Work­shop-Ange­bots und die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­ar­beit verantwortlich.

Aids Hil­fe Wien (2018). Wissen/Themen. Online unter: http://www.aids.at/wissen/ (Letz­ter Zugriff: 07.06.2018)
Gölz, Jörg (2014): HIV ver­ste­hen. Mit HIV leben. Online unter: https://de.viivexchange.com/media/2242/viivgoelzbroschuere.pdf (Letz­ter Zugriff: 07.06.2018)
Tim­mer­manns, Stefan/Tuider, Eli­sa­beth (2008): Sexu­al­päd­ago­gik der Viel­falt. Pra­xis­me­tho­den zu Iden­ti­tä­ten, Bezie­hun­gen, Kör­per und Prä­ven­ti­on für Schu­le und Jugend­ar­beit. Wein­heim und Mün­chen: Juven­ta Verlag.

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