Das Mot­to des heu­ri­gen Welt Aids Tages lau­tet Rethink. Rebuild. Rise. (Neu­den­ken. Wie­der­auf­bau­en. Auf­ste­hen.). Ein Auf­ruf dazu, alte Struk­tu­ren neu zu über­den­ken und neue Wege zu fin­den um das glo­ba­le Ziel, die Krank­heit Aids bis 2030 zu besie­gen, errei­chen zu können.

Die­ses Ziel ist Teil der Agen­da 2030, wel­che von der UN erar­bei­tet wur­de. Die Agen­da 2030 mit ihren 17 Zie­len für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals, SDGs) ist ein glo­ba­ler Plan zur För­de­rung nach­hal­ti­gen Frie­dens und Wohl­stands und zum Schutz unse­res Pla­ne­ten. Seit 2016 arbei­ten alle Mit­glied­staa­ten dar­an, die­se gemein­sa­me Visi­on zur Bekämp­fung der Armut und Redu­zie­rung von Ungleich­hei­ten in natio­na­le Ent­wick­lungs­plä­ne zu über­füh­ren. Dabei ist es beson­ders wich­tig, sich den Bedürf­nis­sen und Prio­ri­tä­ten der schwächs­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pen und Län­der anzu­neh­men – denn nur wenn nie­mand zurück­ge­las­sen wird, kön­nen die 17 Zie­le bis 2030 erreicht wer­den.[1]

Obwohl es inzwi­schen schon Medi­ka­men­te (PEP bzw. PrEP) gibt, die nach einer Infek­ti­on mit dem HI-Virus, einen Aus­bruch von Aids ver­hin­dern bzw. über­haupt eine Anste­ckung ver­hin­dern kön­nen, ist die Krank­heit selbst noch nicht eli­mi­niert. Genaue­re Infos zu PEP und PrEP fin­den Sie hier.

Jähr­lich gibt es in Öster­reich nach wie vor etwa 400 Neu­in­fek­tio­nen mit dem HI-Virus. Davon erhält nur etwa ein Fünf­tel die Dia­gno­se inner­halb der ers­ten 3 Jah­re nach dem Infek­ti­ons­er­eig­nis und über 40% erhal­ten die Dia­gno­se erst, wenn sie bereits star­ke Beein­träch­ti­gun­gen des Immun­sys­tems haben![2]

Und hier­bei darf man nicht ver­ges­sen, dass Öster­reich ein pri­vi­le­gier­tes Land ist, mit einem Gesund­heits­sys­tem, wel­ches für die meis­ten zugäng­lich ist. In ande­ren Län­dern ist der Zugang zu medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung und den not­wen­di­gen Medi­ka­men­ten nicht so selbstverständlich.

Bei der Bekämp­fung von HIV zeigt sich eine star­ke Ungleich­heit. So fie­len fast ein Vier­tel aller Neu­in­fek­tio­nen welt­weit 2022 auf Asi­en. Nach wie vor gibt es einen star­ken Anstieg von Neu­in­fek­tio­nen in West­asi­en und Nord­afri­ka. Die Grün­de hier­für lie­gen etwa an einem Man­gel an Prä­ven­ti­ons­an­ge­bo­ten für Men­schen aus Rand- und Risi­ko­grup­pen, an Geset­zen mit Straf­cha­rak­ter, Gewalt, sozia­ler Stig­ma­ti­sie­rung und Dis­kri­mi­nie­rung.[3]

Auf Wie­der­se­hen, 2030?

Die oben beschrie­be­ne Situa­ti­on kann erst ein­mal erschre­cken, aber es gibt auch Fort­schrit­te in der Bekämp­fung von Aids. 2022 haben bereits 29,8 von 39 Mil­lio­nen Men­schen mit HIV eine lebens­ret­ten­de Behand­lung erhal­ten.[4]

Auch in Öster­reich gibt es Fortschritte:

Einen gro­ßen Mei­len­stein in Bezug auf Sexu­el­le Gesund­heit hat die Aids Hil­fe Wien erreicht. Als Trä­ger­ver­ein wird 2026 unter der Aids Hil­fe Wien ein neu­es Zen­trum für sexu­el­le Gesund­heit und somit ein nie­der­schwel­li­ges Ange­bot ent­ste­hen, in dem alle Kom­pe­ten­zen zu sexu­el­ler Gesund­heit unter einem Dach ver­eint sind. Mit der Grün­dung die­ses Zen­trums soll ein gro­ßes Pro­blem beho­ben wer­den, das rund um das The­ma HIV und Aids das Leben von Men­schen in Öster­reich erschwert.[5]

Die bis­he­ri­gen nie­der­schwel­li­gen Mög­lich­kei­ten zur Tes­tung von HIV sind meist nicht an eine medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung gekop­pelt, das bedeu­tet, dass Men­schen, die eine Dia­gno­se erhal­ten sich selbst­stän­dig um eine Behand­lung küm­mern müs­sen. Ein Weg der sehr pro­blem­be­haf­tet sein kann.

Das neue Zen­trum folgt einem inter­pro­fes­sio­nel­len, ganz­heit­li­chen Kon­zept. Die enge Koope­ra­ti­on ver­schie­de­ner Fach­be­rei­che soll eine zeit­na­he, effi­zi­en­te und umfas­sen­de Betreu­ung ermög­li­chen, von der Tes­tung über Dia­gno­se und The­ra­pie bis hin zu psy­cho­so­zia­ler Beglei­tung. Damit wird in die­ser Ein­heit die Tren­nung von Tes­tung und medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung auf­ge­ho­ben.[6]

Ste­ter Trop­fen höhlt den Stein

Doch auch als Ein­zel­per­son kann man sei­nen Bei­trag leis­ten, um den Kampf gegen HIV und Aids voranzutreiben.

Dazu zählt z.B. Prä­ven­ti­on im Sin­ne von den eige­nen Sta­tus ken­nen und sich regel­mä­ßig tes­ten zu las­sen, vor allem bei häu­fig wech­seln­den sexu­el­len Kon­tak­ten oder beim Ein­ge­hen neu­er Bezie­hun­gen. Ein Bewusst­sein schaf­fen bei sich und ande­ren indem ein­fach über sexu­el­le Gesund­heit gespro­chen wird. Ver­ant­wor­tung über­neh­men für die eige­ne Gesund­heit und die Gesund­heit ande­rer durch das Ver­wen­den von Kon­do­men. All das sind wich­ti­ge Din­ge, von einer per­sön­li­chen Ebe­ne aus einen gro­ßen Ein­fluss haben können.

Als füh­ren­der Anbie­ter für Prä­ven­ti­ons­ar­beit in Nie­der­ös­ter­reich ver­sucht die Fach­stel­le die­se Gedan­ken bei Men­schen aller Alters­grup­pen zu imple­men­tie­ren und so einen wich­ti­gen Bei­trag zur Gesund­heits­för­de­rung zu leisten.

Nach wie vor kommt es zu Neu­in­fek­tio­nen und Todes­fäl­len, auch mit­ten in Euro­pa. Gleich­zei­tig zei­gen die Ent­wick­lun­gen der letz­ten Jahr­zehn­te deut­lich in eine posi­ti­ve Rich­tung: Sexu­el­le Gesund­heit wird zuneh­mend ent­ta­bui­siert und offen dis­ku­tiert, und die Ver­wen­dung von Kon­do­men ist längst eher die Regel als die Aus­nah­me. Vie­le klei­ne und gro­ße Fort­schrit­te brin­gen uns Schritt für Schritt dem gemein­sa­men Ziel näher.


AUTORIN

Pro­jekt­lei­tung Suchtprävention
02742 – 31440 DW 18


[1] https://unric.org/de/17ziele/

[2] https://aids.at/wp-content/uploads/2025/11/Aids-Hilfe-Wien-Factsheet_WAT_Stand21112025.pdf

[3] https://www.un.org/german/sites/default/files/2024–09/SDG_2024.pdf

[4] https://www.un.org/german/sites/default/files/2024–09/SDG_2024.pdf

[5] https://www.universimed.com/at/article/infektiologie/hiv-57913/zentrum-sexuelle-gesundheit-510188

[6] https://www.universimed.com/at/article/infektiologie/hiv-57913/zentrum-sexuelle-gesundheit-510188