Der Beginn des neuen Schuljahres steht kurz bevor und somit auch ein neuer Lebensabschnitt für viele Kinder und Jugendliche.
Die Schulzeit ist geprägt von vielen Veränderungen, auch was den Körper betrifft, Kinder werden zu Jugendlichen, Jugendliche zu Erwachsenen und mit jeder dieser Veränderungen tauchen neue Fragen auf, die begleitet werden müssen.
Auf den ersten Blick mag das zwar nicht viel mit sexueller Gesundheit zu tun haben, aber bei Sexualität geht es nicht nur um die körperliche Vereinigung zweier Körper, sondern auch um die Beziehung zu sich selbst und anderen und um damit verbundene Gefühle. Sexuelle Gesundheit ist ein sehr umfassendes Gebiet und ein Thema, welches uns über die gesamte Lebensspanne hinweg begleitet, also auch durch die Schulzeit.
Pädagog*innen fällt in diesem Zusammenhang die wichtige Aufgabe zu, den Kindern und Jugendlichen nicht nur theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern sie auch in ihren vielfältigen Emotionen und Erfahrungen zu begleiten.
Die Ruhe vor dem Sturm…
Sexuelle Gesundheit hängt viel damit zusammen, ob man sich in seinem Körper und seiner Identität wohl fühlt und auf die eigene Körperwahrnehmung vertraut.
All das sind Dinge die sich bereits ab der Geburt auf natürliche Weise, durch Beobachtungslernen, beginnen auszubilden. In der Volksschule wird dieses Vorwissen noch weiterentwickelt und mit Unterstützung kann ein stabiles Fundament für diese sehr bedeutsamen Kompetenzen gelegt werden. Auf ein solches Fundament kann dann ein Leben lang zurückgegriffen werden.
Auf Gefühle und Körperwahrnehmungen zu achten, ist ein wichtiger Baustein der Prävention und der sexuellen Gesundheit. Pädagog*innen können dazu beitragen, indem sie Gefühle benennen und die Kinder in ihren Empfindungen ernst nehmen.
Im Auge des Sturms…
Die Pubertät hält eine Vielzahl an Aufgaben bereit:
- Aufbau und Erhalt reiferer Beziehungen zu allen Geschlechtern
- An- und Übernahme der Geschlechtsrolle
- Veränderungen des eigenen Körpers akzeptieren
- Loslösung aus emotionalen Abhängigkeiten zu engen Bezugspersonen zugunsten gleichwertiger Beziehungen
- Vorbereitung auf sozial erwünschte Lebensentwürfe
- Sozialverhalten und sozial verantwortliches Handeln ausbauen
(Hierholzer, 2021)[1]
Neben all diesen Entwicklungen müssen Heranwachsende auch noch im schulischen Rahmen „funktionieren“ und sich mit den ersten romantischen und sexuellen Gefühlen auseinandersetzen.
Wichtige Fragen die Jugendliche in dieser Zeit beschäftigen sind z.B. wie finde ich eine*n Freund*in? Wie verhalte ich mich richtig in einer Beziehung? Was gehört dazu zu einer Beziehung?
Hier kann Konsent als wichtige Grundhaltung vermittelt werden. Romantische Beziehungen unterscheiden sich nicht grundlegend von freundschaftlichen Beziehungen. Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung müssen in jeder Form von Beziehung vorhanden sein, damit diese gelingen kann.
Kommunikation ist der rote Faden, der sich durch alle unsere Beziehungen windet. Bedürfnisse und Wünsche sollen geäußert werden können, Konflikte und Missverständnisse aufgeklärt. Dazu bedarf es einerseits der richtigen Worte und andererseits des Wissens, welche Gefühle ausgelöst wurden und wie der eigene Körper funktioniert.
Neben der Beziehungsgestaltung ist es für Mädchen und Burschen gleichsam wichtig zu wissen, wie der weibliche Zyklus funktioniert, welche Arten von Verhütungsmitteln es gibt und wie sie auf den Körper wirken. Mit unseren Arbeitsmaterialien „Menstruation“ und „Kondom“, welche frei zum Download zur Verfügung stehen, können Pädagog*innen dieses wichtige Thema noch weiter mit ihren Schüler*innen bearbeiten.
Nach dem Sturm folgt der Regenbogen
„Aufklärung“ als ein singuläres Ereignis, wo über Bienchen und Blümchen gesprochen wird, ist schon lange überholt.
Aufklärung ist vielmehr ein Prozess, ein jahrelanges Begleiten und Unterstützen in empfindlichen Lebensphasen und wird bestenfalls damit abgeschlossen, dass man mit sich selbst im Reinen ist und selbstbestimmt sein Leben gestalten kann.
Sexuelle Bildung, die am besten ab der Geburt beginnt, und damit eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, Gefühlen, Wahrnehmungen und der eigenen Identität bildet die Basis für eine erfüllte Sexualität.

AUTORIN
Literatur zum Nachlesen
[1] Hierholzer, S. (2021). Basiswissen Sexualpädagogik